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Es wird viel musiziert“ – Musikhören mit Cochlea-Implantaten

Das Erleben und Geniessen von Musik ist für Träger von Cochlea-Implantaten sehr wichtig, da es positive Emotionen auslöst und die Lebensqualität steigert. Stefan Launer, Vice President Science & Technology von Sonova, erklärt vorhandene Möglichkeiten, innovative Ansätze und neueste Entwicklungen.

Inwieweit ist es zurzeit möglich, mit einem Cochlea-Implantat Musik zu hören?

Gehör und Anatomie sind bei jedem Träger verschieden, doch viele sind in der Lage, Musik zu geniessen. Den Rhythmus der Musik können die meisten Implantatträger hören. Die Fähigkeit, Tonlagen, Intensitätsschwankungen und das für echten Musikgenuss notwendige volle Spektrum zu hören, wird sowohl durch das Implantatsystem als auch durch das geschädigte Innenohr begrenzt. Advanced Bionics (AB) bietet das einzige System, das mit seiner HiRes Fidelity 120* Klangverarbeitungsstrategie in der Lage ist, einen weiten Dynamik- und Frequenzbereich genau zu übertragen.

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Wie funktioniert die HiRes Fidelity 120 Klangverarbeitung?

Durch Current Steering (Stromverteilung) kann das Implantat von AB bis zu 120 Stellen entlang der Cochlea stimulieren. Dadurch wiederum kann der Träger mehr spektrale Informationen hören. Darüber hinaus ermöglicht es eine Stimulation jenseits des Elektrodenendes, wo die für die Wahrnehmung von Tonlagen nötigen tiefen Frequenzen normalerweise vom Innenohr verarbeitet werden. Obwohl die Ergebnisse bei jedem Träger verschieden sein können, bietet HiRes Fidelity 120 die beste Möglichkeit, Musik vollumfänglich wahrzunehmen und zu geniessen.

Welche Herausforderungen stellen sich Cochlea-Implantat-Trägern bei der Wahrnehmung von Musik?

Tonlagen und Melodien wahrzunehmen, Instrumente (mit ihrem jeweiligen Timbre) zu unterscheiden und Songtexte zu verstehen kann für Cochlea-Implantat- und Hörgeräteträger eine Herausforderung darstellen.

Dabei kann die Wahrnehmung von Tonlage, Melodie und Timbre durch Erhöhung der spektralen Auflösung verbessert werden, also durch Verbesserung der Übertragung von Frequenzinformationen durch das Cochlea-Implantat zum Innenohr. HiRes Fidelity 120 zielt auf eine Erhöhung dieser spektralen Auflösung ab. So, wie ein HD-Fernseher ein besseres Bild liefert, wurde HiRes Fidelity 120 entwickelt, um eine bessere Klangwiedergabe zu bieten. Die 120 Spektralbänder bieten eine bis zu fünf Mal höhere Klangauflösung als vergleichbare Technologien. Je besser die spektrale Auflösung, desto besser können Sie diese Tonlagen hören. Dies verbessert sowohl das Hören in lauten Umgebungen, als auch und den Genuss von Musik. Zudem hilft die AB-Technologie zur Verbesserung der Sprachverständlichkeit ClearVoice* in Verbindung mit HiRes Fidelity 120, Songtexte besser verstehen zu können, und erleichtert die Verständigung im Störlärm.

*In den USA nicht für den pädiatrischen Einsatz zugelassen.

 

Die Geschichte von Lisa J., eine bilaterale Cochlea-Implantat-Anwenderin und begeisterte Musikliebhaberin (Video nur in Englisch verfügbar).

Haben Sie Cochlea-Implantat-Träger, die auch gern singen und Instrumente spielen?

Ja, durchaus. Einer unserer Anwender debütierte dieses Jahr als Tenor in einem mehr als 200-stimmigen Chor und trat mit einem Orchester vor tausenden Zuhörern auf. Es gibt viele solcher Beispiele und auch wenn jeder Anwender ein anderes Hörvermögen hat, so zeigt es doch, was mit unserer Technologie möglich ist.

Was für Zubehör können wir Cochlea-Implantat-Trägern für das Musikhören bieten?

Die meisten Menschen mit einem Implantat von AB verwenden das T-Mic, ein Mikrofon, das vor dem Gehörgang platziert wird, genau da wo natürlicherweise Geräusche wahrgenommen werden. Damit ist es kein Problem, Ohr- oder Kopfhörer zu verwenden, die an einen Musik-Player angeschlossen sind.

Ausserdem ist es mit Implantaten von AB möglich, per Bluetooth live übertragene Musik vom iPhone, Laptop oder Fernseher zu hören. Mit dem ComPilot von Phonak lassen sich bis zu acht verschiedene Geräte drahtlos an den Soundprozessor des Trägers anbinden, um ganz einfach ihre Lieblingssongs zu hören.

Was gibt es für Rehabilitations-Tools, die Kindern helfen, Musik zu erleben?

Die Musik steht im Zentrum unserer Programme zur Gehör-Rehabilitation. Musik stimuliert viele Bereiche des Gehirns und eignet sich daher hervorragend zur Förderung der Sprech- und Sprachentwicklung bei Kindern. Ein Angebot für die musikalische Rehabilitation, das wir entwickelt haben, nennt sich BabyBeats. BabyBeats fördert die musikalische Aktivität zwischen Eltern und Baby und kann schon bei sechs Monate alten Säuglingen eingesetzt werden. Mit den Aktivitäten kann bereits begonnen werden, bevor das Kind sein Cochlea-Implantat erhält, um ihm den bestmöglichen Start zu ermöglichen.

Ausserdem bieten wir TuneUps, das von der 'Therapy Times' als „wertvollstes Produkt“ im Bereich der Sprech-/ Sprachpathologie ausgezeichnet wurde. 
Das von Christine Barton und Amy Robbins entwickelte TuneUps ist eine Musik-CD und ein Hörverbesserungsprogramm, das Musik und Sprache nahtlos verbindet, um Kindern mit Hörverlust ein unglaubliches Hör-, Sprach- und generelles Lernerlebnis zu vermitteln.

Was gibt es für Rehabilitations-Tools, die Jugendlichen und Erwachsenen helfen, Musik zu erleben?

Unsere AB Musikwelt ist ein Hör-Programm für Jugendliche und Erwachsene, das dazu einlädt, die Welt der Musik nach einer Versorgung mit einem Cochlea-Implantat neu zu erkunden. Neue Musik lässt sich durch aufgezeichnete Musikbeispiele von insgesamt drei Stunden Dauer entdecken, die jeweils ein Musikerlebnis von steigender Komplexität vermitteln und so dazu beitragen, eine solide Basis für das musikalische Gedächtnis zu schaffen.


 

Welche Stärken kann Sonova in die künftige Entwicklung neuer Technologien zum Hören und Geniessen von Musik einbringen?

Sonova verfügt über eine einzigartige Kompetenz sowohl bei Hörgeräten als auch bei Cochlea-Implantaten. Die Kombination dieser beiden Geräte hat das Potenzial, bei Menschen mit erheblicher Hörminderung die Musikwahrnehmung massiv zu verbessern. So hören etwa viele Menschen, die Kandidaten für ein Cochlea-Implantat sind, tiefe Töne gut, die wichtigen hohen dagegen gar nicht. Bei ihnen ist es möglich, tieffrequente akustische Signale mit Hörgerätetechnologie und hochfrequente Informationen per Cochlea-Implantat-Technologie zu übertragen. Dies bezeichnen wir als elektrisch-akustische Stimulation (EAS). Die EAS kann zur Verstärkung der Tonlageninformationen beitragen, die für die Musikwahrnehmung so wichtig sind, und bietet zugleich die bewährte Fähigkeit zum Sprachverständnis. Sonova ist optimal positioniert, um diese synergistischen Technologien zu entwickeln.

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