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Hören

Spitz, rund, gross oder klein – jedes Ohr sieht anders aus. Viel spannender als die äussere Erscheinung ist jedoch das Innere unseres Hörorgans. Neben ihrer Hauptaufgabe Hören, übernehmen unsere Ohren noch ganz andere Funktionen.

Der Computer surrt, im Hintergrund klingelt ein Telefon und in weiter Entfernung düst ein Flugzeug über unsere Köpfe hinweg. Unsere Umgebung wird immer lauter und ständig kommen noch mehr Geräusche hinzu. Für das Ohr bedeutet das Dauerarbeit. Innert Millisekunden nimmt es die unterschiedlichsten, parallel ertönenden Geräusche und Schallpegel auf und verarbeitet sie. Für unsere Urahnen war diese Filterfunktion überlebenswichtig. Wenn das Gehirn nicht innerhalb von Bruchteilen das Knacken eines Zweiges als potentielle Gefahr eingestuft hätte, wäre unser Ururur-Grossvater vielleicht vom Säbelzahntiger verspeist worden. 

«Unser Gehör verarbeitet pro Sekunde etwa 50 Eindrücke – doppelt so viele wie unsere Augen.»

Kommen wir zurück in die heutige Zeit, wo der Säbelzahntiger durch das heranrauschende Auto ersetzt wurde: Die Filterfunktion des Gehörs, wichtige Geräusche von unwichtigen zu trennen, ist mit der Zunahme an Reizen noch mehr am Arbeiten. Wenn wir für eine Minute die Augen schliessen und versuchen die einzelnen Geräusche in der Umgebung bewusst wahrzunehmen, können wir erahnen, was das Gehör mit seiner Filterfunktion leistet.  

Bevor die Geräusche jedoch das Gehirn erreichen und gefiltert werden, haben sie bereits mehrere Etappen zurückgelegt, die wir genauer anschauen.

«Babies hören im Mutterleib etwa ab der 16. Schwangerschaftswoche.»

 

Hearing Safari
  • Aussenohr

    Die Ohrmuschel fängt mit ihrer geschwungenen Form Geräusche in der Form von Schallwellen auf. Wie durch einen Trichter leitet sie den Schall tiefer ins Ohr. Durch den Gehörgang gelangen die Schallwellen zum Trommelfell. Diese dünne Membran stellt die Grenze zum Mittelohr dar. 




     

  • Mittelohr

    Der Druck der Schallwellen bringt das empfindliche Trommelfell zum Schwingen. Es ist mit den drei kleinen Knöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel verbunden, die die Schwingungen des Trommelfells vom Mittelohr ins Innenohr weiterleiten. Im Mittelohr geschieht auch der Druckausgleich. Denn dort befindet sich die Ohrtrompete, welche das Ohr mit dem Rachenraum verbindet und für die Balance zwischen dem Luftdruck im Inneren des Ohrs und dem Aussendruck sorgt. Meistens geschieht der Druckausgleich automatisch, ohne dass wir es merken. Wenn wir aber beispielsweise mit der Seilbahn einen Berg hochfahren und sich der Umgebungsdruck rasch verändert, spüren wir allenfalls einen schmerzhaften Druck auf den Ohren. Durch kräftige Schluckbewegungen können wir die Ohrtrompete, die Gaumen und Ohr miteinander verbindet, zur Öffnung zwingen und so das Gleichgewicht wiederherstellen.  

  • Innenohr

    Das Innenohr besteht aus der Hörschnecke – der Cochlea – und dem Hörnerv. Ausserdem ist dieser Teil für das Gleichgewicht zuständig.  

    Die Cochlea ist mit Flüssigkeit gefüllt. Der Schall bewegt sich als Wanderwelle durch die Cochlea und versetzt dabei mikroskopisch kleine Haarzellen in Schwingung. Diese Härchen sind mit dem Hörnerv verbunden. Sobald die Härchen durch den Schall in Bewegung geraten, senden sie elektrische Signale zum Hörnerv, der mit dem Hörzentrum im Gehirn verbunden ist. Diese Signale werden im Gehirn in Laute umgewandelt und wir hören. Je mehr und je stärker die Härchen beschädigt werden, desto schlechter hören wir.  

    Das Innenohr hat noch eine weitere wichtige Funktion. Es ist für das Gleichgewicht zuständig. Das Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat) besteht aus drei ringförmigen Kanälen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Sie sind senkrecht zueinander auf die horizontale, die vertikale und die frontale Ebene. ausgerichtet. Man kann sich das wie drei Wasserwaagen in allen drei Dimensionen vorstellen. Zum Gleichgewichtsorgan gehören zudem das grosse und das kleine Vorhofsäckchen. Diese nehmen Geschwindigkeitsveränderungen wahr, zum Beispiel wenn wir im Lift nach oben fahren oder beim Autofahren beschleunigen. Alle Bestandteile des Gleichgewichtsorgans senden laufend Impulse ans Gehirn und sagen uns somit, ob wir zum Beispiel unser Gewicht verlagern sollten, damit wir nicht umkippen.