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Ein Link zur akademischen Welt

Sonova verfügt über ein starkes Kooperationsnetzwerk mit führenden Universitäten auf der ganzen Welt. Ein Beispiel für diese erfolgreichen Partnerschaften ist die Forschungstätigkeit des Sonova Mitarbeitenden Gurjit Singh als Senior Research Audiologist an der Universität Toronto. Dabei geht es um die Bedeutung von sozialer Unterstützung für Menschen mit Hörverlust und die Überbrückung von räumlichen Distanzen bei deren Beratung.

Neun Uhr morgens im kanadischen Toronto. Gurjit Singh, Senior Research Audiologist bei Sonova in Kanada, lehnt sich in seinem Drehstuhl zurück und nimmt erst einmal einen grossen Schluck seines Coffee to go. Ein unkomplizierter und sympathischer Mitarbeitender im Kapuzenpulli, der die Qualitäten eines Alleinunterhalters hat und Menschen mit seinen lebendigen Vorträgen begeistern kann. Gurjit ist der Kopf einer wegweisenden Forschungskooperation.

Der Tisch, auf dem er jetzt seinen Kaffee abstellt, gehört zu einem Büro an der Universität Toronto, einer der weltweit führenden Forschungseinrichtungen im Bereich der Audiologie. „Für Sonova bin ich ein Link zur akademischen Welt“, sagt Gurjit. „Und ein wichtiger Sensor für neue Trends und Entwicklungen.“ 

Zuvor war Gurjit Post-Doc-Forschungsstipendiat am Toronto Rehabilitation Institute mit Abschlüssen in Kognitiver Neurowissenschaft der Universität Toronto, Audiologie der Universität Western Ontario und Sozialpsychologie der Universität Waterloo. Mit seiner Tätigkeit stellt er für Sonova eine Verbindung zwischen der Universität und klinischen Einrichtungen wie dem Toronto Rehabilitation Institute her. Das ist eine ideale Konstellation: Der direkte Kontakt zur Forschung ist für Sonova wichtig, um kooperative Projekte überhaupt und vor allem schnell auf den Weg zu bringen. „Kollaborative Partnerschaften gehören zu unserer Unternehmenskultur“, erklärt Gurjit. Anfangs hat er selbst als Post-Doktorand in einem von Sonova in Kanada gesponserten Forschungsprojekt gearbeitet. Nach erfolgreichem Abschluss wechselte er dann 2010 in die Abteilung Science & Technology der Sonova Gruppe. Zusammen mit seinen Kollegen treibt er dort die Forschung und Innovation im Bereich “Cognitive and Ecological Audiology“ sowie bei den Methoden zur Anpassung von Hörgeräten voran.

Kollaborative Partnerschaften gehören zu unserer Unternehmenskultur.

Wenn Gurjit Singh erklären soll, woran er arbeitet an dieser Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis, beginnt er von seiner Ehefrau zu erzählen. „Ich habe Glück. Meine Partnerin hat ein Naturtalent in Sachen Aufmerksamkeit. Im Zweifel ist sie diejenige, die mich zum Arzt schickt, wenn bei mir etwas gesundheitlich nicht stimmt. Das war für mich ein Aha-Erlebnis. Es hat mich davon überzeugt, dass diese Art von Unterstützung auch eine entscheidende Rolle in der Audiologie spielt.“

Social Support nennt die Fachwelt dieses Phänomen, also die Frage nach Angehörigen oder Freunden, die einen lieben und pflegen. Dass diese nicht nur für das individuelle Glück, sondern auch für eine gute Gesundheit eine entscheidende Rolle spielen, haben Studien in verschiedensten medizinischen Bereichen längst herausgefunden. „Die Audiologie hinkt da aber hinterher“, erläutert Gurjit.

Also fragte er sich: Warum kommen manche Menschen viel besser mit Hörgeräten zurecht als andere? Und was kann man tun, um die Zufriedenheit mit einem Hörgerät zu verbessern? Bislang hätte die Forschung sich sehr primär auf den technischen Aspekt, auf die Geräte an sich, konzentriert. „Aber Hörprobleme sind fast immer auch ein soziales Phänomen“, sagt Gurjit. Wer schlecht hört, ist leicht von seinem Umfeld ausgeschlossen, er schottet sich ab, weil er die anderen beim Abendessen schlecht versteht oder meidet den Theaterbesuch mit Freunden. Mit diesen Fragen beschäftigen sich auch andere Forschungsprojekte in der Welt. „Aber wenn es an die konkrete Umsetzung und Anwendung geht, sind wir bei Sonova allein auf weiter Flur“, sagt Gurjit. 

Wenn es an die konkrete Umsetzung und Anwendung geht, sind wir bei Sonova allein auf weiter Flur.

Auch deshalb zählt Social Support zu einem der Forschungsthemen von Gurjit. Grundlage seiner Forschung ist die Annahme, dass Hören und Hörprobleme immer mit Kommunikation verbunden sind, entscheidend ist die Interaktion mit anderen Menschen. Deshalb beträfen Hörprobleme auch nie nur eine Person. „Irgendwann betrifft der Hörverlust nicht mehr nur den Einzelnen. Eine sekundäre Belastung kommt hinzu, wenn Partner oder Verwandte die Auswirkungen spüren.“ Gurjit interessieren sowohl die sozialen Konsequenzen von Hörverlust als auch die Rolle von sozialer Unterstützung als schützender Puffer.  

Schon jetzt kann er erste Ergebnisse einer klinischen Studie präsentieren, die in Zusammenarbeit mit der Professorin Kathy Pichora-Fuller von der Universität Toronto durchgeführt wurde. Zusammen haben sie herausgefunden, dass die meisten Menschen ihre hörgeschädigten Partner gern unterstützen würden – oft aber nicht wissen, wie. Dabei liegt die Lösung für diese Hilflosigkeit sehr nahe: Aufmerksamkeit, Liebe, Fürsorge – scheinen laut der Befragung wichtige Faktoren für besseres Hören und grössere Zufriedenheit mit dem Hörgerät zu sein.

Weitere Studien sollen bald folgen. Alle gewonnenen Erkenntnisse können dann als Empfehlungen und Anleitungen an Audiologen und Hörgeräteakustiker weitergegeben werden. Zum Beispiel: In welcher Phase der Behandlung und Anpassung von Hörgeräten sollten Angehörige mit einbezogen werden? Und in welcher Form?

Der umtriebige Gurjit beschäftigt sich auch noch mit einer Reihe von anderen wichtigen Forschungsfeldern wie beispielsweise Telemedizin. Im Auftrag von Sonova arbeitet er hier an einer weiteren Innovation: Dem Einsatz des Internets bei der Programmierung von Hörgeräten, um diese für Menschen zugänglich zu machen, die in entlegenen Regionen leben.

Gurjit beschäftigt sich auch noch mit einer Reihe von anderen wichtigen Forschungsfeldern wie beispielsweise Telemedizin. 

Konkret heisst das: Wer bisher ein Problem mit seinem Hörgerät hatte, musste persönlich den Akustiker aufsuchen. Künftig, hofft Gurjit, spiele das Internet hier eine viel größere Rolle: So könnte der Patient etwa bei einem Videogespräch per Skype sein Problem erklären und Fragen stellen.  Sein Akustiker könne ihm dann, wiederum per Videoeinblendung, Ratschläge geben. Ausserdem: Diese Form der Konsultation sei ja nicht nur praktisch – sie spare zudem Zeit und Geld auf beiden Seiten.

Gurjit Singh nimmt noch einen grossen Schluck aus seinem Kaffeebecher: Es gibt noch viel zu tun für ihn und die Abteilung Science & Technology von Sonova.