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«Seit sie hören kann, gehört ihr, was sie sieht»

Ein kurzer Film von Sonova zeigt in magischen Momenten die Hörerlebnisse und Lebensfreude des Mädchens Praise an einem Nachmittag am Malawisee. Mit ihren Hörgeräten ist sie Teil der Welt, die sie umgibt. Die Autorin Nadja Einzmann hat sich von Praises Begeisterung anstecken lassen und diese in Poesie verwandelt.

 

Und dann gehört ihr auf einmal der See, der sich dem Ufer entgegenwuchtet, in vielen kleinen Gischtlöckchen ans Ufer tanzt. Und sie stapft mit den Wellen, lehnt sich gegen den Wind, der ihr das blaue Kleid gegen die Beine drückt, der sich unter ihrem Kleid austobt und es mal hierhin mal dorthin bauscht, während sie sich hierhin und dorthin dreht. Seit sie hören kann, haben sich die Wellen verändert, ist der Wind ein anderer geworden. Und auch der warme, satte Sand fühlt sich anders an unter ihren nackten Füßen. Heute, an diesem großartigen Tag, ist sie dem Sand ebenbürtig, sie lässt sich vom Wind nicht verunsichern und auch der See, dieser legendäre See, der ihr Heimatland Malawi zu einem Fünftel bedeckt, kann so mächtig anbranden, wie er nur will, sich noch so weit erstrecken, er schüchtert sie nicht ein. Bevor sie hören konnte, war sie wie das waldbedeckte Inselchen, das in der Ferne aus dem Wasser lugt. Seit sie hören kann, gehört ihr, was sie sieht. An diesem besonderen Tag gehört ihr der Lake Malawi mit all seinen Fischen, seinen sandigen und felsigen Ufern, seinen bewohnten und unbewohnten Inseln und den Fischerbooten, die in der gerade einsetzenden Dämmerung heimwärts steuern. Und da ist ihre Mutter in ihrem schönen gelben Festtagskleid und da ist der Himmel, der sich langsam zu verfärben beginnt und die rote Fahne, mit der der Wind plaudert und die Palmen die sich wiegen und vom Wind zum Flüstern animiert werden.  

Nadja Enzmann

Die Autorin Nadja Einzmann wurde 1974 geboren und lebt in Frankfurt am Main. Sie hat Gedichte und zwei Bände mit Erzählungen veröffentlicht.

Ihre Geschichten handeln von kleinen und grossen Gefühlen. Nadja Einzmanns sensibel gezeichneten Porträts verraten nicht nur etwas vom Leben, das uns umgibt, sondern auch von unserem eigenen und vom Leben selbst.

"Praise hat eine so sprechende Mimik und Gestik, ihr Gesicht, ihr ganzer Körper strahlt so viel Zufriedenheit und mitreißende Lebenslust aus, dass es eine Freude war, sich in Sie hineinzuversetzen."